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Hashtag NOGEOTAG

von Reto Wilhelm

Wie schräg ist denn dies? Da produziert die ganze Welt Bilder – im Sekundentempo. Und platziert sie umgehend auf Instagram und anderen Bildkanälen. Damit alle wissen und sehen: Ich stehe grad unter der Dusche an den Iguazú-Wasserfällen, ich spachtle grad die «Pizza vera vera» von Gino Sorbillo in Napoli. Oder ich schwebe und zittere um die Wette, 1220 Meter über dem Grand Canyon, auf der Glasbodenplattform namens Skywalk … Faszinierend, magisch, berauschend: diese Bildwelt. Die ganze Welt ist mit dabei und «liked» dieses virtuelle Spektakel.

Nur: Instagram kann auch Schaden anrichten. Von Overtourism ist da die Rede, denn nun rennen alle in Heerscharen an die Hotspots – zum Beispiel an die Grande Anse auf Praslin, einem einst herrlich verlassenen Stückchen Strand, das nun vor lauter Fotowütigen aus aller Welt überläuft. Die Idylle, verschwunden – oder verschwommen nur mehr erkennbar. Auch andere Kehrseiten der Fotojagd sind nicht unbedenklich: Denn ist der Geotagging-Modus an, folgen auch allerlei ungewollte «Freunde»… Zum Beispiel: Wilderer. So geschehen im Kruger National Park in Südafrika. Wie man denen mit einfachen Handgriffen das Handwerk erschweren kann, zeigt sich hier. Geotagging ausschalten ist das Minimum an Netiquette auf Safari. Oder noch besser: Handy weglegen, staunen, einfach so. Oder ganz radikal: Antennen abbauen. Dies überlegt sich nun die Parkbehörde. Um die Nashörner von ihren Verfolgern zu schützen. Verkehrte Welt, ist man versucht zu sagen.

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