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Im Fokus: Recht auf verlässliche Information

von Reto Wilhelm

Es ist ein denkwürdiger Ort, wo wir als Delegierte der ICCO (International Consultancies Organisation) letzte Woche getagt haben: im Europarat zu Strassburg. Und das war kein Zufall. Denn das Meeting beschäftigte sich mit einem Schlüsselthema, das alle Kommunikator:innen stark beschäftigt. Die Frage nämlich, wie wir gegen gezielte (willentliche) Misinformation und auch (unfreiwillige) Disinformation angehen. Dies betrifft die Kommunikationsbranche genauso wie das Journalismus-System. Gleichzeitig sind Institutionen wie der Europarat gefordert, der sich per definitionem für das Recht auf freie Meinungsäusserung einsetzt – dies in Zusammenarbeit mit Gesellschaft und Politik. Gilt es doch Mittel und Wege zu finden, um einen angemessenen Rahmen für verlässliche Information zu schaffen und damit die Glaubwürdigkeit von Institutionen, Organisationen und Akteur:innen gleichermassen zu schützen. Nach dem Motto: Zusammen geht mehr, haben sich diverse Fachleute aus allen Kommunikationsfeldern und Disziplinen zu diesem Gipfeltreffen in Strassburg eingefunden. 

Drei Beispiele zum Thema «Trusted Information»

Sie sind wegweisend: Diese drei Projekte sind beispielhaft für das Engagement von verschiedenen Seiten für die Belange von «Trusted Information».

The Trust Project:

Es ist beispielhaft, was Sally Lehrman aufgebaut hat – mit ihrem «The Trust Project», das sie seit mehr als acht Jahren systematisch mit Vertreter:innen des Journalismus-Systems vorantreibt. Entstanden sind dabei acht Vertrauensindikatoren (Trust Indicators), die inzwischen auf Hunderten von Nachrichtenseiten zu finden sind. Sie sind der erste weltweit akzeptierte Standard für Transparenz, der Mediennutzer:innen zu erkennen hilft, wer und was hinter einer Nachricht steht. Diese Richtlinien bürgen für Ehrlichkeit, Genauigkeit und Fairness. Sie verpflichten die Macher:innen, Fehler einzugestehen, Eigentumsverhältnisse offenzulegen sowie Informationen über das Fachwissen der Produzenten und Produzentinnen zu vermitteln.

The European Fact-Checking Standards Network

Es ist ein Meilenstein integrierten Wirkens: das European Fact-Checking Standards Network Project. Diese Initiative hat unabhängige Fact-Checking-Organisationen an einen Tisch gebracht, um Standards für Unabhängigkeit, Transparenz sowie methodisch-journalistische Qualität zu definieren. Diese Diskussion wurde im 2022 lanciert und im 2023 in Form eines Kodex zur beruflichen Integrität für europäische Faktenprüfer:innen fixiert. Bislang haben 44 europäische Organisationen die EFCSN-Bestrebungen unterzeichnet.

Agence France Press Fact Check

Als eine der international führenden, unabhängigen Nachrichtenagenturen verfügt die AFP über eine umfassende, unabhängige Fact Checking-Einheit, die systematisch weltweit Informationen auf ihre faktische Richtigkeit überprüft und die dabei resultierenden Ergebnisse laufend publiziert. Dies soll dazu beitragen, dass Fakten statt Desinformation, Tatsachen statt Meinungen zur Sprache kommen. Besonders wertvoll: die digitalen Webinare des Fact Checking-Teams – kostenlos zugänglich und auch für uns Kommunikatoren und Kommunikatorinnen essentiell: https://digitalcourses.afp.com/

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