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Lesefluss für sprudelnde Texte

von Luzia Ehrbar

Am Anfang war das Wort und das Wort war im Mund. Es wurde vielfach gesungen und gesagt, von Generation zu Generation weitergegeben – ehe es in die Ewigkeit eingeschrieben wurde. Sprache kommt von Sprechen und das sollten wir uns auch in einer Schriftkultur immer wieder vor Augen führen. Als Sprechwissenschaftlerin und Hörbuchsprecherin liebe ich das laute Lesen. Es ist der beste Korrekturmodus.

Fliesst alles?

Nebensätze zweiten und dritten Grades, Satzklammern und ellenlange Nominalphrasen liegen mir buchstäblich quer im Mund. Beim lauten Lesen merke ich, wenn der (Satz)Bogen überspannt ist, der Rhythmus ruckelt, der Flow fehlt. Neben komplexen Konstruktionen stören auch eine Häufung von Substantiven den Sprachfluss. Sie sind wie eine undurchdringliche Mauer, starr, steif, tot.

Ein Beispiel:

Vorher:

Nicht zuletzt streben hiesige Universitäten im Zuge der Zuwanderung geflüchteter Menschen an, diesen den Zugang zum Studium an einer deutschen Hochschule zu ermöglichen, sodass die Hochschul-Landschaft immer mehr von unterschiedlichen Kulturen und Sprachen geprägt sein wird.

Nachher:

Deutsche Universitäten setzten sich für die Bildung Geflüchteter ein. Sie wollen ihnen den Weg zum Studium ebnen. Menschen aus anderen Ländern bereichern die Hochschulen mit ihrer Sprache und Kultur. In Zukunft wird die Hochschullandschaft also noch internationaler werden.

Verben werben

Es sind die Verben, die Texte lebendig machen. Auch wenn man noch so viel Inhalt in Form von Substantiven in einen Satz zu bringen versucht, kommt man um die Tunwörter nicht herum. Sie machen lebendig und beziehen Stellung, denn wer mit Verben wirbt, braucht ein Subjekt, einen «Täter» für das Tunwort. In letzter Zeit ist häufig von «Content generieren» und «Reichweite generieren» und «Traffic generieren» zu lesen. Wer oder was ist dieser Wunder-«Generator»?

Panta Rhei

Auch in Zeiten der Digitalisierung gibt es immer noch jemanden, der dahintersteckt. Unsere «Content-Generatoren» sind unsere Kunden. Ihre Geschichten nehmen wir auf und formulieren sie kurzweilig und lebendig, dass das Lesen ein Genuss ist. Verständlichkeit ist der Massstab, Lebendigkeit die Kür. Da dürfen gerne die Grenzen der Interpunktion ausgelotet werden, solange alles im Fluss bleibt.

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