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Lockdown sorgt in Buchbranche für digitalen Frühling

von Esther Hürlimann

Im Frühling spriessen nicht nur die Knospen, sondern auch die Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt. Buchhandlungen gestalten ihre Schaufenster neu, Verlage laden reihum zu Vernissagen ein und Leseratten dürfen sich auf die angekündigten Werke ihrer Lieblingsautorinnen und -autoren freuen. Doch in diesem Jahr ist auch die Welt der Bücher eine andere. Was mit der Absage der Leipziger Buchmesse im Februar begonnen hat, zieht sich auf ungewisse Zeit hin: Die feierliche Präsentation lang erarbeiteter Werke fällt ins Wasser. Bücher müssen auf neuen Wegen zum Publikum finden – auch unabhängig von der Corona-Krise, denn die klassischen Medien räumen Buchbesprechungen immer weniger Platz ein.

Die Krise macht erfinderisch

Eigentlich ist die erzwungene Häuslichkeit geradezu dazu prädestiniert, wieder einmal ein Buch zu lesen. Doch der Lockdown erweist sich auch für den Buchmarkt als Desaster. Der Schweizer Buchhändler- und Verlegerverband SBVV rechnet mit einem Umsatzeinbruch von 90 Prozent. Um die Umsatzeinbussen wenigstens teilweise abzufedern, finden die Buchhändler neue Lösungen: Originelle Lieferdienste schiessen wie Pilze aus dem Boden, während sich online der Hashtag #buylocal rasant verbreitet und das Bewusstsein für die prekäre Lage schärft und – zumindest mit dem Like-Daumen – eine Solidarisierungswelle auslöst.

In Zeiten von Social Distancing gewinnt Social Media neue Relevanz. Ein Buchtipp auf Facebook macht zwar die persönliche Beratung im Buchladen nicht eins-zu-eins wett und längst nicht jede Online-Lesung erzeugt den Effekt einer echten. Dennoch: Die Buchbranche erlebt in der aktuellen Krise einen digitalen Frühling, erfindet sich online neu oder macht sich fitter. Social-Media-Marketing erfährt einen Extra-Boost und sorgt für positive Überraschungen – auch beim Hier und Jetzt Verlag, den wir aktuell beim Ausbau des Social-Media-Auftritts beraten und unterstützen.

Die Vernissage der Hans-Schindler-Biografie «Zauderer mit Charme», einem einzigartig persönlichen Porträt eines einflussreichen Zürcher Wirtschaftskapitäns, konnte nicht wie vorgesehen stattfinden. Stattdessen realisierte Hier und Jetzt zur Lancierung des Buches in den eigenen Räumlichkeiten ohne grossen Aufwand ad hoc einen Video-Talk. Dieser erreichte ein deutlich grösseres Publikum als Vernissage-Besucher hätten erwartet werden dürfen. «Das Video war eine aus der Situation geborene Spontan-Aktion. Das positive Echo ermutigt uns, über den Lockdown hinaus vermehrt auf Video zu setzen», erklärt Denise Schmid, Geschäftsführerin Hier und Jetzt Verlag.

Megaphon-Funktion nutzen

Guter Content ist das eine, die richtigen Kanäle um ihn zu streuen das andere. Ein Video auf YouTube oder der Website zu publizieren, ist nur die halbe Miete. Denn Resonanz erhalten sie erst, wenn sie über Kanäle mit Megaphon-Funktion angeteasert und verbreitet werden. Hierfür bieten sich die grossen Social-Media-Plattformen besonders an. Eine starke Community zu pflegen macht sich bezahlt. Die Kunst besteht darin, sie bedürfnisgerecht zur richtigen Zeit mit den richtigen Inhalten anzusprechen und zu gewinnen – wie mit einem verlässlichen Fülscherschen Osterkuchen-Rezept, das auch in unsteten Zeiten süssen Genuss beschert.

Co-Autor: Dani Zinnenlauf

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