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Pink Money – eigentlich schon…

von Reto Wilhelm

Als hätte man es nicht längst schon gewusst: Pink Money, das ist in Hülle und Fülle vorhanden. Schwule, Lesben, Trans- und andere Menschen aus der Regenbogen-Gemeinde reisen gern und sind (vermeintlich) eine klar identifizierbare Neigungsgruppe, zugleich schön divers und farbig anders. Die Rede ist vom LGBTQ-Markt: 211 Milliarden US-Dollar werden jährlich für Reisen ausgeben, heisst es in einer neuen Studie von OutNow. Die Wachstumsrate des globalen LGBTQ-Markts liegt bei 2% pro Jahr. 130’000 Personen in 18 Ländern haben die Fachleute befragt. In den USA ist Pink Travel längst ein Riesenbusiness, auch in Brasilien, Japan, Deutschland und den UK zieht das Thema. Im restlichen Europa herrscht da eher noch Flaute beziehungsweise man müsste vermutlich eher immer noch von einem Tabuthema sprechen, das selten in der Tourismuswerbung und im Marketing adressiert wird. Zugleich gibt’s ja viele Orte, wo LGBTQ-Gäste gar nicht erst willkommen sind – auch dies spricht sich rasch in der Community herum. Dem ist auch gut so, denn es kann gefährlich werden, in eines dieser Länder zu reisen, wo mann-frau unerwünscht ist…. Die Schweiz übrigens existiert nicht in dieser Rangliste. ..
Und was wollen uns diese Zahlen sagen? Etwas sarkastisch formuliert, könnte man zum Schluss gelangen: Zwar nimmt die Branche das Geld von diesen reisefreudigen Menschen, die viel verdienen und oft keine Kinder haben (dürfen), gern in Empfang. Aber so richtig unmittelbar in ihrem Auftritt auch deren Bedürfnisse abzuholen, das tun wenige. Das beginnt mit einer Bildsprache, in denen sich LGBTQ-Kunden nicht widerfinden – oder höchstens klischiert. Das geht weiter bei nicht geschultem Personal. Oder wie oft gilt es an der Rezeption die Frage zu beantworten: Single Beds oder King-Size-Bed? Und das endet beim Angebot und dem dazu passenden Storytelling. Auch da finden sich viel zu wenige LGBTQ-spezifische Angebote und glaubwürdige Testimonials auf den touristischen Websites, sei es in Hotels, bei Bahnunternehmen, auf Destinationsseiten und anderswo. Am ehesten schon haben es Städte – im Bereich des Lifestyle-Marketings – sowie die Schifffahrtsindustrie (für Special Cruises) begriffen.
Die Anbieter, die sich auf diese Nische, wie sie oft noch genannt wird, konzentrieren, sind nach wie vor wenige. Nun gibt’s natürlich zurecht die Argumentation, dass viele LGBTQ-Reisende gar nicht stets in ihrem eigenen (kleinen) Umfeld bewegen wollen. Das stimmt einerseits und zum Teil. Zugleich gibt’s andererseits auch das Bedürfnis, dass LGBTQ-Themen ganz selbstverständlich nebst vielen anderen auch in der Kommunikation aller Branchenteilnehmenden auftauchen. Einfach so. Und da ist es noch eine lange Reise bis Buffalo. Das banale Schielen auf das Pink Money zumindest wird nicht so einfach gelingen. Dafür ist die Community dann doch zu sensibel unterwegs.

Die Rangliste der Länder mit den meisten LGBTQ-Ausgaben pro Kopf:
https://www.outnowconsulting.com

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