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Wahre Währung: Vertrauen

von Reto Wilhelm

Der Backlash ist in vollem Gange. Die einst als sozial und demokratisch gepriesenen «Social Media» sind definitiv auf der Watchlist. Verdacht: Vertrauensmissbrauch. Und das ist aus PR-Sicht geradezu ein Generalverdacht. Denn wer mit dem höchsten Gut, dem Vertrauen, nicht sorgfältig umgeht, der ist in seiner Existenz akut gefährdet. Das wird jeder Reputationsspezialist bestätigen.

Gerade Bewertungsportale wie Tripadvisor, Holidaycheck, Yelp und Co. leben von der Wahrhaftigkeit ihres Tuns. Beziehungsweise von der Aussagekraft der Bewertungen, die auf diesen Plattformen abgegeben werden. Nun ist es ein offenes Geheimnis, dass auf etlichen dieser Plattformen nicht nur Wahres zu finden ist. Zu oft sind Mitbewerber aktiv, die einen kritischen Beitrag veröffentlichen. Oder Gäste, die gar keine waren, schreiben Lobeshymnen – oft sogar bezahlt – oder eben gerade das Gegenteil: eine vernichtende Kritik. Obwohl sie keine Sekunde in diesem Hotel, in diesem Restaurant, auf dieser Kreuzfahrt oder in diesem Shop zugegen waren. Damit beeinflussen – besser gesagt: manipulieren sie das Rating und damit das Ranking im Internet massiv. Das darf nicht sein.

Aus Sicht der Anbieter wurde unterdessen einiges unternommen, um die Redlichkeit der Einträge zu prüfen. Gewisse Anbieter wie Holidaycheck nehmen es – erfreulicherweise – sehr genau und verlangen Belege vor Veröffentlichung neuer Einträge. Die Inhalte sind kuratiert, eine Redaktion überprüft die Aussagen und vor allem: die Autoren. Das ist löblich und stärkt das Vertrauen.

Daneben gibt es neu mehr und mehr Start-ups, die sich dem «Krieg der Sterne» verpflichtet haben. Sprich: Sie kämpfen – um im martialischen Jargon zu verbleiben – gegen Fake-Bewertungen. ‹eKomi› heisst eines dieser Unternehmen, das die Vertrauenswürdigkeit von Einträgen auf Bewertungsplatfformen bewertet. Das Prinzip ist denkbar einfach: Je mehr Sterne ein Unternehmen von ‹eKomi› erhält, desto höher ist die Glaubwürdigkeit desselben auf diesen Bewertungsplattformen. Sozusagen also echte Sterne im Zeitalter von Fake-Sternchen. Unterdessen arbeiten rund 14’000 Firmen in 26 Ländern mit der Feedback-Company zusammen, das entspricht rund 40 Millionen verifizierter Einträge auf Bewertungsplattformen. 250 Mitarbeitende monitoren Einträge. Und der Bedarf nach dieser neuen Währung wächst… Fragt sich nur: Wer garantiert, dass diese Bewerter von Bewertungen sorgfältig arbeiten? Aber vermutlich gilt hier die einfache Businesslogik: Wer nicht vertrauenswürdig ist, fliegt früher oder später raus aus dem Markt. Alte PR-Erkenntnis übrigens.

Quelle: tagesanzeiger.ch

eKomi: www.ekomi.de

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