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ZOCKEN – for a cause ODER Die gute alte Vorfreude

von Janine Rentrop

Italien ist ein wunderbares Land. Ich liebe die Landschaften, die Städte, das Essen und last but not least die Menschen und ihre melodische, weiche Sprache. Nun halte ich mich in Fremdsprachen für nicht unbedingt unbegabt, aber im Italienischen hat sich offensichtlich mit den Jahren so viel Halbwissen bei mir angesammelt, dass ich lediglich dazu im Stande bin, auf unglaublich radebrechende Weise irgendetwas vor mich hinzumurmeln. Ich mag es mal so sagen: So richtig nach «Dolce Vita» fühle ich mich dann nicht. Eher holprig Deutsch, von Melodie und Weichheit in der Stimme keine Spur.

Achtung Suchtgefahr

Italienisch zu lernen ist also – schon lange – auf meiner To-Do-Liste. Und natürlich auch mal wieder Italien. Nur eben nicht jetzt. Es ist Corona und Resilienz die Tugend der Stunde. Wieso also nicht die gute alte Vorfreude zelebrieren, mir vorstellen (und daran arbeiten), wie ich in den nächsten Ferien in Italien endlich so werde sprechen können, dass es auch ein bisschen nach Italienisch klingt. Im Verlauf dieser Überlegungen stiess ich auf die Sprachlern-App Duolingo (wobei ich nicht die Erste bin – bereits 300 Mio Menschen waren vor mir auf diese Idee gekommen). Und ich möchte eine Warnung vorwegschicken: Sie kann süchtig machen!

Serious Zocker-Business

Wann immer ich auch nur ein Viertelstündchen Zeit habe, zocke ich nun Italienisch. Und ich nenne das ganz bewusst so. Denn es ist «serious Zocker business»! Ich bin in der Saphir League gerade von Platz zwei auf Platz drei gerutscht (ich habe heute noch nicht gezockt!), habe aber die Chance, durch einen kleinen Minicontest unter Zeitdruck die dreifache Punktzahl zu bekommen – und dann könnte es wieder für den zweiten Platz reichen. Oder wieso auch nicht Platz eins? Leider habe ich aber nur noch zwei Herzen, vielleicht muss ich also doch nochmal an meine alten Fehler ran. Und jedes Mal, wenn ich etwas richtig höre, schreibe, spreche, dann kommt so ein schönes Klingeltönchen, und ein wirklich sehr süsses Duolingo-Vögelchen fliegt durchs Bild. Ruckzuck ist aus dem geplanten Viertelstündchen eine Stunde geworden.

Das Schlimmste ist: Mein Sohn, dem ich seit Jahren mit völligem Unverständnis begegne, wenn ihn Computerspiele interessieren, hat mich längst durchschaut. «Du bist süchtig, Mama!», ruft er mir zu, wenn er mich mal wieder – von Tönchen und kleinen Applausgeräuschen beseelt – am Duolingo-«Zocken» sieht.

Erste Erfolge

Was soll ich sagen? Der Zweck heiligt die Mittel. Es ist alles da, was es didaktisch fürs Sprachenlernen braucht: Bestätigung und Lob, dadurch Motivation, Wiederholungen, Lese- und Hörverstehen. Und auch aus meiner Sprachblockade bin ich bereits etwas raus, denn das (Nach-)Sprechen gehört regelmässig dazu. Auch wenn mir durchaus bewusst ist, dass Duolingo mein Belohnungszentrum anspricht und daher der Begriff «Sucht» nicht komplett falsch ist: Die Bilanz nach drei Wochen sind 20 Stunden Italienisch, bereits 500 Wörter. Vor allem aber: Ich fühle mich schon nicht mehr ganz so holprig. Damit rückt «Dolce Vita» ganz nah – zumindest gedanklich, in der schönen Vorstellung, dass es bei der nächsten Begegnung in Italien bestimmt viel zu erzählen geben wird. Mamma mia!

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